Specki T.D.

NAME:
Specki T.D.

BÜRGERLICHER NAME:
Florian Speckardt

INSTRUMENT:
ich spiele die Trommel

WOHNORT:
Berlin

MITGLIED BEI IN EXTREMO SEIT:
2010

LIEBLINGSALBUM VON IN EXTREMO:
Weckt die Toten

LIEBLINGS LIVE-SONG VON IN EXTREMO:
Siehst du das Licht

BESTE SHOW MIT IN EXTREMO:
Wacken 2012

ZUKUNFTSWUNSCH FÜR IN EXTREMO:
Ich wünsche mir, dass alle 7 noch weitere 20 Jahre Spass und Erfolg mit der Band haben!!!

ICH WOLLTE EIGENTLICH nicht ins Internat, aber meine Eltern waren beide in Internaten gewesen. Und die haben gesagt: „Was du mitnimmst aus der Zeit im Internat, ist zu lernen, mit Arschlöchern zusammenzuwohnen.“ Meine Eltern sind wirklich total lockere Leute und wollten mich jetzt ja auch nicht in die Scheiße reiten. Aber ich war in der Schule einfach die absolute Vollfünf: ich hätte nie von mir selbst aus gelernt, nur weil ich eine Prüfung hatte. Also haben meine Eltern gesagt: „Wir kriegen dich nicht dazu, dass du dich nicht an dein Schlagzeug setzt oder Fußball spielen gehst, darum muss jemand her, der dich da reinboxt!“ Nicht, dass sich in Bands nur Arschlöcher rumtreiben würden, überhaupt nicht. Aber es ist ganz einfach so, dass du dich in so einer Gruppe zu einem teamfähigeren Menschen entwickelst, als wenn du alleine durchs Leben gehen würdest. Das ist eine Sache, die ich der Zeit im Internat zu Gute halte. Ich war ja auch nur dreieinhalb Jahre dort, bis sie mich rausgeschmissen haben, weil sie mich beim Kiffen auf dem Klo erwischt hatten. Das war aber nur der letzte Anstoß. Davor gab es Geschichten wie nachts ausbüxen (wie man das aus jedem Internatsfilm kennt), oder in die Kirche einbrechen, den Messwein klauen und sich dann mit den Kumpels besaufen. Alles Sachen, die ich nie vergessen werde. Es ist ähnlich mit der Band: man baut schon viel Scheiße.

Meine Bandkollegen sind sehr jung geblieben. Ich glaube, das Alter hat bei uns nie eine Rolle gespielt. Es war auch irgendwie immer so, dass ich in jeder Band, in der ich gespielt habe, der Jüngste war. Nicht mit so einem größeren Altersabstand wie jetzt, aber ich war immer der Jüngste. Es ist total bescheuert zu sagen „age is just a number“, aber da ist viel Wahres dran. Besonders bei Musikern, denen man ihr Alter meistens eh nicht anmerken kann. Weil sie jünger ticken, weil sie vielleicht eher am Nabel der Zeit sind als viele andere, weil sie Berufsjugendliche sind. Ich habe daher nie über einen Altersunterschied nachgedacht.

In Solothurn haben wir mal den Backstagebereich wirklich komplett auseinandergenommen. Ich glaube, wir sind die absolut gewaltfreiesten Menschen überhaupt. Wir tun keiner Fliege was zuleide, aber irgendwas hat uns da geritten. Es ging damit los, dass vor meinen Augen eine Torte vorbeiflog und an die Wand klatschte. Das war wie eine Initialzündung – irgendwas ist in mir gekippt, und ich habe dann einfach was zurückgeworfen. Das hat sich so hochgeschaukelt, und am Ende war es dann wirklich so, dass Möbel geflogen sind. Ein riesiger Backstagebereich, und hinterher war nichts mehr so, wie es vorher mal war. Wie gesagt: es war alles im Arsch. Und die Band dachte sich so: den Neuen lassen wir jetzt mal ein bisschen auflaufen und schreiben ihm eine Rechnung über 900 Schweizer Franken für das Mobiliar. Den Briefkopf vom Club haben sie beim Tourmanager rauskopiert, und das Ding hat wirklich echt ausgesehen. Was mich aber viel mehr gewurmt hat, war, dass da so ein persönliches Anschreiben mit dabei war: „Wir sind eine städtisch unterstützte Jugendeinrichtung und können uns das nicht leisten. In Extremo ist leider für uns gestorben“. War mir das peinlich! Irgendwann wurde das Geheimnis gelüftet – es war eine Fake-Rechnung von meinen Kollegen. Ich habe da angerufen und mich entschuldigt, aber die haben sich gefreut, dass sie neue Möbel kriegen. Wir haben ihnen dann noch ein übergroßes Merchpaket und Blumen für die Veranstalterin geschickt. Ich glaube, inzwischen daürften wir da sogar wieder spielen. Bei anderen Bands heißt es: „Mach mal bitte das Fenster auf, ich will den Fernseher rausschmeißen!“ Bei In Extremo heißt es: „Mach mal bitte das Fenster zu, ich will den Fernseher rausschmeißen!“ Das Gute ist ja, dass wir keine hirnlosen Proleten sind, denen es einfach nur darum geht, etwas kaputt zu machen. Es geht um den Schalk. Aus der Zimmernummer 6 wird die 9 gemacht, oder die Stockwerke werden vertauscht. Dann wird eben ein kleines Asterix-Irrenhaus aus dem Hotel, wo sich keine Sau mehr auskennt. Das Schlimmste ist dann, selber auf die eigenen Streiche reinzufallen und sich auch noch selber zu verlaufen und auf dem Flur zu pennen.

Wenn ich nicht bei In Extremo spielen würde, wäre ich auf keinen Fall ein so glücklicher Mensch. Die letzten fünf Jahre waren bereits so prägsam und es passierten so viele unvergessliche Dinge. Der ganze Spaß und die Freundschaften, die sich entwickelt haben, bedeuten, dass sehr viel Herzblut und Aufopferung dabei sind.