Sterneneisen Tourtagebuch Teil 2

11 May 2011

Wien, Gasometer, 11. und 12.4.: Ein Off Day in Wien, besser kann man es nun kaum treffen, zumal uns auch das Wetter noch gewogen war. Also schnell ins Hotel eingecheckt und ab in die City. Unser gewichtiger Backliner Adi und ich wollten uns zum Nachmittag den Klassiker in Form von Apfelstrudel mit Vanillesauce geben und uns ein gemütliches Wiener Cafe suchen. Dr.Pymonte hatte leider kurz zuvor vollmundig angekündigt ausgerechnet heute mit seiner Diät anfangen zu wollen, im denkbar ungünstigsten Augenblick also. Während wir also im Cafe saßen und die Leute beobachteten, war Py auf der Suche nach einem Dönerstand. Was der Unterschied zwischen einem fettigen Döner und einem Apfelstrudel ist bleibt wohl auf ewig des Doktors Geheimnis, doch sein Versuch war ja auch von vornherein gnadenlos zum Scheitern verurteilt. Die Gegend um den Stephansdom ist ja für ihre vielen Dönerstände bekannt, deshalb kam unser Harfengott auch nach einer halben Stunde mit einem Fischbrötchen bewaffnet um die Ecke, während wir grinsend die Strudel in die Sauce tunkten. Willste auch was abhaben? Doch Py blieb noch ein paar Sekunden standhaft. Beim Bezahlen fragte er allerdings den Kellner, ob er auch noch etwas Konfekt zum Mitnehmen hätte, welches dort hinten so verlockend in der Auslage drapiert war. Und ob er es gleich mit auf die Rechnung schreiben könne? Auf unsere Rechnung, versteht sich, aber was tut man nicht alles, um seinem Freund die Qualen einer Pralinen-Diät zu ermöglichen.
Heute war erst das 6. Konzert unserer Tour, doch die Krankheitswelle rollte bereits unaufhaltsam auf uns zu und es knirschte schon ordentlich im Gebälk. In Michas Case stapelten sich, eigentlich wie in jedem Jahr, kiloweise Medikamente und dementsprechend groß war die Angst, die Tour eventuell abbrechen zu müssen. So mogelten wir uns heute durch das Programm und ließen „Ave Maria“ ausfallen, um Michas Stimme zu schonen. Vielleicht ginge es ja morgen schon wieder etwas besser. Manchmal sollte man Dinge eben einfach nicht erzwingen.

München, Zenith, 13.4.: Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich heute früh in München die Bustour öffnete: Es schneite doch tatsächlich und ich hatte große Lust, mich wieder zurück in meine Buskoje zu verziehen, ins schwarze Loch. Ich hatte mich schon dermaßen auf Frühling eingestellt, dass meine Laune schlagartig ins Bodenlose sank. Doch etwas Sport soll gegen Depressionen ja nützlich sein, also suchte ich mir mein Zeug zusammen und zwang mich zu einem Lauf durchs Industriegebiet, in der Hoffnung irgendeinen geeigneten Platz zu finden. Aber Fehlanzeige, ich fand nur einen kümmerlichen Fußballplatz in einem Neubaugebiet. Na ja, München ist nicht wirklich überall schön…
Für heute hatte sich unser „Neuzugang“ Specki t.d. viel vorgenommen, denn er wollte seinen offiziellen Einstand bei In Extremo geben. Hut ab, da hat unser bayrischer Mitglied ordentlich Gas gegeben, in dem er einen Reisebus (!) aus seiner Heimatstadt charterte und seine Freunde nach München zum Konzert karren ließ. Respekt!

St.Ingbert, Mechanische Werkstatt, 14.4.: Nachdem Micha endlich halbwegs wieder bei Stimme war, hatte es mich dafür heute erledigt – und zwar total. Ich hing dermaßen in den Seilen, dass ich kein Wort herausbrachte. Die Crew hat Micha und mir mittlerweile schon eine Extragarderobe zugeteilt, die scherzhaft „Das Sterbezimmer“ genannt wird. Selbst unsere Supportband Fiddlers Green beklagten die ersten Verluste. Ich musste es heute auf der Bühne mal extrem ruhig angehen lassen und verließ deshalb nur äußerst selten mein Podest, da der Gesang für mich ja ebenfalls ausfiel. Es gibt wirklich wenig Konzerte, bei denen man ängstlich auf die Titelliste blickt und das Ende herunter zählt. Egal, morgen würde alles besser sein, bei den Massen an Medikamenten.

Hannover, AWD Hall, 15.4.: Mann, es ist fast wie früher bei Muttern zu Hause, wenn man vom Busfahrer Frank am Morgen mit der Frage „schwarz oder mit Milch?“ begrüßt und daraufhin auch gleich noch mit Vitamintabletten versorgt wird. Es geht langsam wieder aufwärts und auch „Ave Maria“ ist heute, zumindest erst einmal zum Test, wieder mit im Programm. Micha hält sich tapfer und geht sogar früh ins Bett, was ich von ihm so auch noch nicht kannte.
Heute bekamen wir das neue Video zu „Siehst du das Licht“ zu sehen, was wir kurz vor Tourstart während unserer Saalproben in Berlin noch abgedreht hatten. Alle Achtung, wir waren selbst überrascht und wir hoffen es wird gefallen. Ein Video zu „Viva La Vida“ wird es auch noch geben, soviel kann ich schon verrraten. Überhaupt entwickeln sich beide Songs mittlerweile zu In Extremo-Hymnen, obwohl sie für uns ja relativ untypisch sind. Ich wünsche mir ja nichts lieber als ein paar neue Hymnen um den „Spielmannsfluch“ endlich einmal in der Versenkung verschwinden lassen – wenn ihr wisst, was ich meine. Mein Gott, seit 1999 verfolgt uns dieser Song schon gnadenlos durch alle Setlisten und war sogar schon Buchtitel. Aber Flüche haben es wohl halt auch so an sich, das sie einen verfolgen und permanent nerven…
Magdeburg, Stadthalle, 16.4.: Ich weiß nicht, wie oft ich in meinem Leben schon in Magdeburg gespielt habe, aber es müssen bestimmt so an die 50 Mal gewesen sein. Da sollte man doch eigentlich davon ausgehen können, dass man schon in jeder Halle dieser Stadt auf der Bühne stand. Aber nein: In der Stadthalle – und das obwohl dieses Ding hier schon seit über 80 Jahren steht - war ich noch nie. Wir freuen uns immer auf Magdeburg, weil die Stimmung hier immer großartig ist – und so auch heute. Raus aus dem Bus und ab zur Sauna – nur um ein paar Stunden später wieder in der Sauna auf der Bühne zu sein. Eigentlich sinnlos, oder? Doch Magdeburg ist mittlerweile so gut wie ein Heimspiel geworden.
Noch ein Wort zur Stadthalle: Diese Bude erinnerte einen an einen Film von Asterix und an „Das Haus was Verrückte macht“. Meine Fresse, dieses Haus ist so dermaßen verbaut, dass man sich bis zum Abbau nicht merken konnte, durch welche Tür man eigentlich gehen muss oder gar auf welcher Etage sich das Catering und die Garderoben befinden. Bisher stand ja „Die Glocke“ in Bremen auf der ewigen Bestenliste auf Platz 1, aber Magdeburg hat auch das getoppt. Ich schwöre, dass es nicht am Alkohol lag!

Bielefeld, Ringlokschuppen, 17.4.: Die Sonnenstühle vor den Bus gestellt und weiter geschlafen, im besten Falle – oder rein ins Catering, um sich verwöhnen zu lassen. Hut ab, wir haben ja zum ersten Mal eine eigene Küche mit dabei und ich muss sagen, es hat sich mehr als gelohnt. Sonst ist es ja immer so, dass man mit 5 kg weniger von der Tour nach Hause kommt, weil es jeden Tag Lasagne oder irgendwelche undefinierbare Aufläufe gibt. Diese Gerichte gibt es bei unserer Crew aus Leipzig selbverständlich nie! Was natürlich ebenfalls Respekt abverlangt ist die Tatsache, dass die Jungs und Mädels früh als Allererste am Start sind, damit die Crew (und Frühaufsteher Dr.Pymonte) nicht hungrig arbeiten muss. Apropos Diät: Ich habe keine Ahnung ob sie bei Pymonte schon wirkt, ich habe aber irgendwie den Eindruck, dass der Inhalt der Süßigkeitenschüssel im Bus trotz stetigem Nachfüllens irgendwie „verdunstet“. Die Spur des Silberpapiers endet merkwürdigerweise direkt vor seiner Koje.

Oh Mann, Soundcheck im Ringlokschuppen – und bei jeder Tour erinnert man sich daran, wie sauer man über den Sound schon beim letzten Mal war, zumindest so lange die Halle noch leer ist. Vielleicht lag es auch an meiner Erkältung und an meinen Ohren, aber heute war es besonders schlimm. Anyway, auf der Bühne ist dann alles wieder vergessen und vergeben, denn die Stimmung in Bielefeld ist grandios. Ich freue mich trotzdem auf den Off Day morgen in Rostock. Das Wetter soll gut werden, das Hotel liegt in Bahnhofsnähe, also wird es mit Sicherheit nach Warnemünde an den Strand gehen.

Rostock, Stadthallle, 18.und 19.4.: Während ein Großteil der Band heute zu unserem Pyrotechniker Christoph fuhr, der in der Nähe ein Haus hat und dort zum Umtrunk einlud, fuhren unser Tourbegleiter Dirk und ich mit der S-Bahn nach Warnemünde. Mann, wir haben den 18.4., die Sonne scheint wie verrückt und wir sind am Strand! Unglaublich eigentlich. Mittlerweile habe ich den 3. Sonnenbrand auf Tour.

Am nächsten Tag fahren wir vom Hotel aus in die Rostocker Stadthalle. An den Off Days gönnen wir uns je eine Nacht in ordentlichen Betten, ehe es nach dem Konzert wieder zurück in die schaukelnde Koje geht. Die Bühne der Stadthalle ist riesig, der Parkettboden mit Teppich abgedeckt, so dass es beim Soundcheck ausnahmslos gut klingt – wenn nicht das Mischpult eine kleine Macke hätte. Nach erfolgloser Fehlersuche wird hektisch nach Berlin telefoniert, um Ersatz zu beschaffen.
Rostock ist, im Verhältnis zu anderen Städten, immer relativ schlecht besucht, zumindest was die offiziellen Besucherzahlen angeht. Dr.Pymonte hat in seiner Heimatstadt natürlich eine dreistellige Gästeliste am Start und versucht damit die Statistik wieder ins rechte Licht zu rücken. Ich weiß auch nicht woran es liegt, denn die 1500 In Extremo-Fans, die den Weg in die Stadthalle gefunden haben, machen Radau wie 3000. Danke Rostock!

Bremen, Pier 2, 20.4.: In Bremen sind wir ja sonst traditionell auf unserer Weihnachtstour zugange und ich denke mit Horror an die kalten und zu kleinen Backstageräume, die man zudem nur durch die Küche erreicht. Die Decke zum Backstage wurde erst später eingezogen, deshalb gibt es in diesem Laden keinen Punkt, an dem man sich zurückziehen kann, um dem Krach zu entfliehen. Doch dieses Mal war alles anders, denn wie jeden Tag auf dieser Tour, war auch heute wieder Sommer befohlen. Die Crew stellte wieder die Liegestühle vor die Busse und auch der eine oder andere Fan fand seinen Weg zu uns um Autogramme zu bekommen.

Irgendwann am späten Nachmittag quietschten dann neben uns die Reifen eines Autos und man hörte den Fahrer durch das offene Fenster nach hinten brüllen: „Was??? Du hast die Eintrittskarten vergessen?“ Daraufhin folgte eine Standwende mit Vollgas. Unser Backliner Adi googelte sofort nach den Buchstaben des Autokennzeichens, welches auf einen Landkreis schließen ließ, der ca. 90 km entfernt lag, doch die Typen waren einfach zu schnell. Das hätten wir ja ausnahmsweise auch mit ein paar Gästetickets lösen können…

Siegen, Siegerlandhalle, 21.4.: Heute sollte der große Tag werden, denn wir hatten beschlossen, hier in Siegen das komplette Konzert mitzuschneiden, um es später vielleicht einmal als DVD veröffentlichen zu können. Leider stand schon der Soundcheck unter keinem guten Stern, da wir ein paar technische Probleme hatten und wir irgendeine Lösung finden musssten, um den Mitschnitt realisieren zu können. So zog sich unser Soundcheck bis zum Einlass in die Länge und wir waren aufgeregt wie kleine Kinder, ob denn auch alles so funktionieren würde. Ohne euch mit technischen Einzelheiten zu nerven: Alles wurde gut und wir hoffen, irgendwann zum Jahresende einen schönen Mitschnitt am Start zu haben. Wir sind genauso gespannt wie ihr.
Da unsere Busse heute auf demselben Parkplatz standen wie die anreisenden In Extremo-Fans, war es ganz lustig die Anreise zu beobachten. Platz 1 ging heute an die Leute die mit Traktor und Hänger anreisten. Respekt! Interessant war auch zu beobachten, dass sich die ersten Fans bereits gegen 12:00 Uhr mittags vor die Hallentür setzten. Keine Ahnung, warum man so etwas macht.

Heute war das letzte Konzert unser super sympathischen Supportband Fiddlers Green. Schade, denn nicht nur wir waren traurig darüber. Die Fiddlers waren sich nicht so sicher, ob sie uns auf der ganzen Tour begleiten sollten und waren etwas skeptisch, ob die Zusammenstellung überhaupt passen würde. Ich kann nur sagen, dass ich selten eine bessere Zusammenstellung erlebt habe. Sie haben es wohl irgendwie auch bereut, nicht auch noch die restlichen Konzerte mit uns zu spielen, doch egal: Wir laufen uns in diesem Konzertsommer ja noch das eine oder andere Mal über den Weg. Ab morgen steht Ohrenfeindt aus St.Pauli vor uns auf der Bühne.

Berlin, C-Halle, 22.4.: Coolerweise führte uns die Tour kurz vor der Osterpause direkt in unsere Heimatstadt. Ich stellte mir den Wecker, um ja nicht erst wieder gegen Mittag aufzuwachen und so stand ich kurz vor halb 9 bereits vor dem Bus. Py war natürlich auch schon am Start und so schlenderten wir erst einmal in Richtung Halle, wo wir mit den Worten: „Ach, die Jungs von der Küche sind auch schon da! Ich zeig euch mal wo alles steht!“, begrüßt wurden. Da stehen wir seit 16 Jahre mit In Extremo auf der Bühne und werden ausgerechnet in der Heimatstadt als „Die Jungs von der Küche“ erkannt. So viel zum Thema Popstars und ob wir uns überhaupt noch frei durch die Stadt bewegen können. Ich sag mal ja, denn irgendwo werden immer Küchenkräfte gesucht.

Dann schnappen wir uns erst einmal ein Taxi, um zu Hause den riesigen Wäscheberg loszuwerden. Bisher war die Sterneneisen-Tour ja eine einzige Sauna, dementsprechend stank jeden Morgen der Backstagebereich nach unseren Kostümen. Ihr wisst nicht, wie Leder stinken kann, glaubt mir! Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie es wäre, wenn wir nach dem Konzert noch in Kostümen Autogramme schreiben würden. Ich schätze mal, dass die Autogrammstunden dann sehr kurz ausfallen würden.

Nach dem Soundcheck füllte sich dann auch langsam der Hof der C-Halle, der heute als unser erweiterter Backstagebereich genutzt wurde, da die Umkleiden dort wirklich winzig sind. Irgendwann fragte mich Micha im Vorbeigehen, ob ich hier jemanden kennen würde, was ich verneinen musste. Oder so: Klar, die 3 Verwandten der Bandkollegen waren uns schon bekannt und auch der eine oder andere vom Sehen. Doch das Gros der Backstagepässe hatte heute wohl unsere Crew verteilt und so kam es auch, dass die Kühlschränke schon beim Beginn von Ohrenfeindt sehr übersichtlich gefüllt waren.
Ich tue mich schwer eigene Konzerte zu beschreiben und meckere lieber über andere Bands , aber eines muss ich mal sagen: Trotz unseres Lampenfiebers angesichts der ausverkauften Halle und angesichts der Freunde und Verwandten, die im Oberrang saßen, war das Berliner Konzert unser bisher bestes auf der Tour. Vielleicht gerade deshalb. Anschließend ging es noch zur Aftershow-Party in den Prenzlauer Berg, dessen Ende jeder der anwesenden Herren Musiker anders in Erinnerung hat.

Singen, Stadthalle, 26.4.: Ich glaube die 3 freien Ostertage taten uns nicht wirklich gut. Nicht dass wir uns beim Ostereiersuchen übernommen hätten, aber irgendwie fühlte es sicvh an, als ob man noch einmal ganz von vorn starten würde. Gerade hatte man sich wieder an ein Bett gewöhnt, was nicht wackelt, gerade hatte man wieder damit begonnen, seinen Tagesablauf auf „normal“ umzustellen, da ging es auch schon wieder los. Bei mir heißt das „Tourmodus“.

Heute waren wir also in Singen. Klar weiß ich wo Singen liegt, denn wir haben vor knapp 2 Jahren oben auf der Burg Hohentwiel auf einem Festival gespielt. Von dort oben konnte man auch sehen, dass Singen irgendwie am schönen Bodensee liegt. Ja, Scheiße! Da fährt man tagelang durch die Gegend, die Sonne gibt sich alle erdenkliche Mühe und dann hat man keine Zeit dafür, sich auch nur irgendetwas anzusehen. Ich schaffte es heute gerade mal zu einer großen Runde im Stadtpark, der gleich an die Halle grenzt. Dort habe ich mit unserem Tourfotografen Christian Thiel (www.trashpics.com) ein paar Fotos geschossen. Christian hat uns im Übrigen von Magdeburg bis Leipzig im Bus begleitet und Tonnen von Fotos geschossen, die ihr auf unserer Homepage unter www.inextremo.de finden könnt. Wir werden ihn demnächst wohl öfter mitnehmen, damit ihr immer auf dem neuesten Stand seid.

Singen also: Heute konnte ich noch ein kleines Jubiläum feiern und zwar mein 1900. Konzert überhaupt! Nicht dass ich auf mich selbst angestoßen hätte, aber einen kurzen Moment mit mir selbst musste ich mir mal gönnen. Ich habe kurz in den Spiegel geschaut, eine viertel Flasche Sekt in den Pappbecher zum Mitnehmen gegossen und gedacht: Dafür, dass du seit 28 Jahren auf irgendwelchen Bühnen stehst, geht’s ja eigentlich noch. Und 1900 Konzerte geteilt durch 28 sind in etwa 68 Konzerte pro Jahr. Nun gut, klingt auch nicht sooooo schlimm. Wenn überhaupt irgendetwas genervt hat, dann die Zeit, die man sinnlos in diversen Proberäumen gewartet hat, in dem man auf fehlende Bandmitglieder gewartet hat. Ich schätze mal, dass da auch noch mal 2 Jahre sinnlos an vergeudeter Lebenszeit zusammenkommen würden. Nun gut, das ist Jammern auf hohem Niveau, ich weiß. Ich wollte es ja auch nur mal anmerken.

Fürth, Stadthalle, 27.4.: Wieder einmal zu Gast in der Fürther Stadthalle. An diese Halle hat jeder andere Erinnerungen und aus irgendwelchen Gründen rangiert dieser Laden nicht gerade ganz oben auf unserer Liste der Lieblingsspielorte. Am Publikum liegt es nicht, denn die Franken sind ja äußerst partytauglich. Nein, die Bühne ist klein und der Saal klingt beim Soundcheck doof und ähnlich wie in Bielefeld bricht man den Soundcheck irgendwann einfach ab und hofft darauf, dass es mit Publikum besser klingt. Das funktioniert natürlich am Ende immer und in dem Moment, in dem man die Bühne betritt, ist auch alles wieder vergessen. Heute war auch mal die Absperrung nicht ganz so weit von der Bühnenkante entfernt, sodass die Stimmung sofort auf die Band übersprang. Danke, ihr habt uns echt den Abend gerettet! Auch für Dr. Pymonte, denn mit ihm hatte es heute den nächsten der Band erwischt, der den ganzen Tag krank im Bett verbringen musste. Egal, auf der Bühne wird für 2 Stunden auf 100% hochgefahren, einmal richtig durchgeschwitzt und danach ist wieder Bettruhe angesagt. So war auch der Herr Doktor nach 2 Tagen wieder auf dem Dampfer.

Leipzig, Haus Auensee, 28./29.4.: Das Haus Auensee, die alte Ruine! Es geht ja die Geschichte herum, dass dieser Kasten verkauft worden ist und demnächst renoviert werden soll. Das ist auch dringend nötig, denn spätestens unter der Dusche fühlt man sich dort wie im Knast. Okay, Duschen ist Beiwerk und bis es so weit ist mit der Renovierung haben wir uns vorgenommen, den Laden bis in seine Grundfesten niederzurocken. Zwei Tage Leipzig! Zu diesem Spaß war auch unser Fanklub aus Russland, Polen und der Ukraine angereist und man muss sich schon wundern, wen man so alles mit In Extremo zu begeistern weiß. Ab und zu liest man ja auf Facebook oder unserer Homepage wer aus aller Welt extra für ein In Extremo-Konzert anreist. Wahnsinn!

Ja, unsere letzten 3 Konzerte stehen unter einem guten Stern. Hier in Leipzig hat für In Extremo alles angefangen, hier gab es unser allererstes Rockkonzert und hier haben wir uns damals dazu entschieden damit weiterzumachen. Wir haben es nicht bereut. Dass wir in Leipzig wieder Vollgas geben, ebenso natürlich die In Extremo-Fans. Nach dem ersten Konzert wird noch einmal der Grill angeworfen und bis zum Morgengrauen gefeiert, wie es sich gehört.

Erfurt, Thüringenhalle, 30.4.: Der Tourabschluss in Erfurt, ausgerechnet in Erfurt, unserer zweiten Heimat! Die Bühne ist fantastisch, die Halle auch und wir freuten uns wie die kleinen Kinder. Irgendwie freute man sich zwar auch wieder auf zu Hause und das eigene Bett, aber andererseits war man auch traurig, dass die Tour schon wieder vorbei war, denn im Laufe der Zeit wächst Crew und Band zu einer großen verrückten Familie zusammen und es ist eher wie auf einer Klassenfahrt denn auf einer anstrengenden Tournee.

Doch vor dem Konzert ging es erst einmal zum FC Rot Weiß Erfurt ins Steigerwaldstadion, welches sich gleich gegenüber der Thüringenhalle befindet. Erfurt hatte nach einem Auswärtssieg bei Dynamo Dresden noch eine reelle Chance auf den Relegationsplatz um den Aufstieg in die 2.Bundesliga und ich freute mich schon auf großartige Kultduelle der alten DDR-Oberligaklubs gegen meinen Klub 1.FC Union Berlin, zumal Hansa Rostock schon aufgestiegen war. Heute ging es gegen Jahn Regensburg, für die es um nichts mehr ging, sollte man zumindest meinen. Stimmung grandios! Bratwurst grandios! Doch für den FC galt das leider nicht, denn wer in Überzahl zu Hause noch kurz vor Schluss das 0 : 1 eingeklinkt bekommt, der darf in der nächsten Saison auch nicht gegen Union spielen!

Im Stadion waren auch viele In Extremo-Shirts zu sehen und so verwunderte es auch nicht, dass viele Fans einfach die Straßenseite wechselten und direkt zum Konzert kamen. Für uns wurde Erfurt wieder eines der Konzerte mit kollektivem Lampenfieber, aber genauso soll es auch sein. Ein großartiges Abschlusskonzert in unserer Lieblingsstadt! Vielen Dank Thüringen! Auf euch ist eben immer Verlass!