In Extremo unterstützen Plan International Deutschland e.V.

12.09.2008   In Extremo

Ich glaube ich kann mit Weihnachten nicht allzu viel anfangen. Sei es wegen des schon im Oktober einsetzenden Kaufrausches, sei es wegen der jährlichen Gefühlsduselei, in dessen Folge man fast täglich Mails von Freunden bekommt, die sich immer nur Ende Dezember nach dem jeweiligen Befinden erkundigen, oder sei es wegen der plötzlich um sich greifenden Spendenbereitschaft. Weihnachten ist ja auch die Zeit, in der man gern im Fernsehsessel des Leides im Rest der Welt gedenkt, welches uns in diversen Jahresrückblicken dann täglich vor Augen geführt wird. Ich schütte mich deshalb um die Weihnachtszeit gern mit Arbeit zu und versuche Dinge zu erledigen, die ich das ganze Jahr über sträflich versäumt habe. Vor allem aber versuche ich mich in dieser Zeit so zu benehmen, wie in den restlichen Tagen des Jahres auch.
Und doch lässt mich die weihnachtliche Stimmung natürlich nicht völlig kalt. So erschien am ersten Weihnachtsfeiertag des vergangenen Jahres plötzlich Ulrich Wickert auf dem Bildschirm und warb für ein Engagement beim Verein Plan e.V., der sich seit vielen Jahren weltweit um Kinderpatenschaften verdient macht. Ich erinnerte mich plötzlich an meine to do-Liste, auf der schon seit geraumer Zeit das Vorhaben stand, endlich auch einmal eine Patenschaft für ein Kind zu übernehmen. Michael, der Sänger meiner Band In Extremo, in der ich den Bass spiele, hatte mir schon vor zwei Jahren von seiner Patenschaft zu einem Kind in Indien erzählt und davon berichtet, was für ein Gefühl es wäre, wenn man von dort einmal Post bekommt und plötzlich merkt, dass die Hilfe auch wirklich dort ankommt, wofür man sie gespendet hat. Also besorgte ich mir im Internet die Adresse des Vereins und schrieb einen Tag später einen Brief nach Hamburg. Es war ausgerechnet der 26. Dezember, wie peinlich.
Und doch hat dieser 26. Dezember für mich auch noch eine ganz andere Bedeutung, denn genau 3 Jahre zuvor war ich mit Freunden und Familie in Thailand im Urlaub und habe dort den Tsunami hautnah erlebt. Zum Zeitpunkt der Flutwelle befanden wir uns zum Glück auf einem Tauchboot etwa 100 km von der Küste entfernt und absolvierten ahnungslos einen Prüfungstauchgang, doch konnten wir wenig später die Zerstörungen, welche die Welle auf den umliegenden Inseln angerichtet hatte, mit eigenen Augen sehen. Schon auf der Fahrt in Richtung Heimathafen kamen uns komplette Hausdächer entgegengetrieben, wenig später auf dem Festland konnte man das Ausmaß der Katastrophe bereits erahnen. Wir wohnten damals in Malaysia, Thailands südlichem Nachbarland, ein Land das durch die glückliche Lage an der Straße von Malakka selbst relativ wenig Opfer zu beklagen hatte. Doch fast jeder unserer einheimischen Freunde dort war indirekt vom Tsunami betroffen, viele vermissten ihre nahen Angehörigen insbesondere in Indonesien und Thailand, den beiden am meisten von der Flutwelle betroffenen Staaten Südostasiens. Die Fernseh- und Presseberichte überschlugen sich von nun an mit immer neuen Horrormeldungen und stündlich stieg die Zahl der Todesopfer in eine bis dahin nie für möglich gehaltene Höhe. Aber auch die Geschichten über die sofort einsetzende Hilfe und die Summe der Spenden aus allen Teilen der Welt machten die Runde. So begannen auch wir an der Deutschen Schule in Kuala Lumpur Geld für den Wiederaufbau einer Schule in Bandar Aceh, dem am stärksten betroffenen Gebiet Indonesiens, zu sammeln. Doch zwei Jahre später wieder zu Hause in Deutschland angekommen, schien die Not plötzlich weit weg zu sein und mein Vorhaben mich zu engagieren landete auf der besagten to do-Liste meines Computers. So weit, so gut. Vielleicht braucht jeder Mensch erst einmal einen Anstoß oder einen ganz persönlichen Grund sich zu engagieren.
Neben meiner Patenschaft seit Januar 2008 mit einem kleinen Jungen in Indonesien kam mir im vergangenen Jahr die Idee, die von meiner Band In Extremo nicht mehr benötigte Bühnengarderobe und Teile des alten Bühnenequipments mit Hilfe unseres Fanclubs über Ebay zu versteigern, um die Spendensumme anschließend Plan International Deutschland e.V. zugute kommen zu lassen. Auf diesem Wege kamen im Laufe von nur einer Woche 2.523,94 Euro zusammen, womit wir ein HIV & AIDS-Projekt in Uganda unterstützen. Nebenbei meldete sich unser Fanclub und berichtete, dass sie nun auch eine Patenschaft bei Plan e.V. hätten. Der kleine Junge heißt Yao Jaques, ist 4 Jahre alt und kommt aus Togo (www.inextremo-fanclub.de - unser Patenkind).
Nach Beendigung der Spendenaktion überlegten wir innerhalb der Band, was wir weiter tun könnten und kamen auf die Idee, unsere Besucher deren Namen sich auf der Gästeliste wiederfinden, um eine freiwillige Spende in Höhe von 5 Euro zu bitten. So konnten wir nach Abschluss der Sommertour noch einmal 1225,00 Euro überweisen. Wir werden diese Aktion mit Beginn unserer nächsten Tournee im Dezember weiter fortsetzen. Vielleicht aber ist uns durch diese Aktionen ja auch gelungen, für anderen Menschen der Stein des Anstoßes zu sein um sich zu engagieren um diese Welt wenigstens ein klein wenig besser werden zu lassen.