Studiotagebuch 2004

25.11.2004   Kay Lutter

Studiotagebuch, 19.11.

Ein Studiotagebuch also! Keine Ahnung, aber wie es ja auch nicht anders zu erwarten war, wurde ich mal wieder (einstimmig, natürlich!) zu diesem Job verdonnert. Kay, du machst das schon... Jaaaaaaa, natürlich. Es ist mir wirklich zuviel der Ehre, aber es ist ja auch nicht so, dass In Extremo gar nichts tun. Und deshalb glaube ich, ein paar Notizen aus dem Studioalltag sind vielleicht doch nicht das Schlechteste. Wenn wir schon keine Weihnachtstour machen...

Also werde ich heute damit beginnen und euch bis zum 12.12. über unsere Aktivitäten hier im Studio auf dem Laufendem halten! Aber der Eindruck, dass man in nur 3 Wochen eine CD aufnehmen kann täuscht natürlich gewaltig. Doch nach einer Vorproduktion hier, einem langen Sommer des Textens und Stückeschreibens, diversen Rechnerabstürzen und den daraus folgenden Verzweiflungstaten, nach einer glühenden mp3-Hotline zwischen Berlin - Köln - Kuala Lumpur ist es nun endlich doch so weit. Und es ist zwischendurch natürlich auch nicht wenig Material auf der Strecke geblieben - und das nicht nur nach dem Prozess des endlosen Diskutierens, Verwerfens und Aussiebens: Irgendwie habe ich auch den Eindruck, dass sich das Bermuda-Dreieck nicht wirklich im Atlantik befindet - es hat eher die Form eines sehr langgezogenen Dreiecks - und verbindet die Punkte Berlin - Köln und Kuala Lumpur. Da bin ich mir ziemlich sicher. Sollte das verschollene Material jedenfalls aus irgend einem Grunde mal wieder auftauchen, dann werden wir wohl ein Vierfach-Album herausbringen können.

Seit Sonntag dieser Woche sind wir jedenfalls wieder in den Prinzipal Studios in der Nähe von Münster, wie schon yur Produktion der letzten CD - mitten auf dem flachen Land und ohne jegliche Hoffnung, sich heimlich am Wochenende in den Großstadtdschungel verdrücken zu können. Einem Großstadtmenschen wie mir fällt diese Vorstellung unheimlich schwer, aber egal, es hat ja auch was Gutes. Was tut man nicht alles für eine gute CD? Man muss ja auch Opfer bringen können, oder?

Die ersten Tage vergingen natürlich mit eher langweiligem Kram, mit dem ich euch auch lieber verschonen möchte: Anlage aufbauen, ewigen Soundchecks und nochmal ewigen Soundchecks. Und dann das ganze wieder von vorn. Zwischendurch wurde auch immer mal wieder an den Songs herumgebastelt. Das Aufnehmen am Computer hat ja, trotz aller Vorteile, auch einen gewaltigen Nachteil: Man hat immer das Gefühl, alles noch einmal komplett umkrempeln zu können, was dann im Endeffekt dazu führt, dass man doppelt so lange braucht, als wenn man die gute alte Bandmaschine benutzen würde. In diesem Sinne liebe ich Bandmaschinen, wenn auch nur aus dem einen Grund, dass ich Deutschland so schnell wie möglich gern wieder mit Malaysia tauschen möchte - denn dort ist nicht nur das Wetter zu dieser Jahreszeit besser!

Aber wie auch immer, die besten Ideen kommen ja immer erst zum Schluss, da kann man vorbereiten was man will. Ich glaube, unter dem Strich funktionieren auch In Extremo nur unter Druck - wie so viele Dinge im Leben. Und das ist ja auch ganz okay so! Und außerdem: "Der Rüdenhaufen ist endlich wieder unterwegs!", meinte Dr. Pymonte ganz lapidar nach unserer Ankunft hier. Doch nicht nur das! Dazu kommt ja noch erschwerend, dass der Rüdenhaufen auch noch 3 Wochen im Zwinger eingesperrt ist. Wehe, wenn sie losgelassen! Das gibt jedenfalls noch genügend Spielraum für lustige Abende!

Studiotagebuch 20.11.

Das zweite Blatt im Studiotagebuch also. Es dauert ja immer eine ganze Weile, ehe sich die Band hier am Morgen zusammen findet. Morgen klingt eigentlich auch etwas vermessen, es ist eher Mittag, denn gute Musik entsteht eben fast ausschließlich nachts - und das hat dann auch seinen Preis. Aber so kann ich wenigstens den Morgen hier für mich allein haben, in die Sauna oder auch joggen gehen - oder eben auch das Tagebuch schreiben - nur hin und wieder von Dr. Pymonte "belästigt", der, man sollte es kaum glauben, auch ein Frühaufsteher ist. Aber 5 Stunden Schlaf sollten auch genügen, oder? Außerdem lädt das stetige Nieselwetter hier auf dem flachen Land zum Tagebuchschreiben ein. Man darf sich nur nicht vom schlechten Wetter runterziehen lassen.
Heute stand als erstes ein kurzer Bandausflug nach Ibbenbüren auf dem Plan, in den wohl größten Musikladen Deutschlands. Doch wer auf die blöde Idee gekommen ist, ausgerechnet an einem Samstag dorthin zu fahren, weiß ich nicht. Es war die Hölle, auch für eigentlich schmerzerprobte Musiker wie wir es sind: Hunderte Kurt Cobain's probten auf hundert Quadratmetern parallel mindestens hundert verschiedene Songs. Let me entertain you! In der Schlagzeugabteilung, in die sich der Morgenstern verkrümelt hatte, wurde dann endgültig der Turbo angeworfen. Hier testeten sich mehrere Schulklassen an den verschiedensten Krach- und Geräuschmachern aus. Ich glaube, dort Verkäufer sein zun müssen gehört zu den härtesten Jobs in diesem Land. Man kann nur hoffen, dass dieser Job wenigstens würdevoll entlohnt wird.

Nach unserer Rückkehr ins Studio hatten dann auch das Einhorn und der Lange endgültig ausgeschlafen, obwohl beim Langen noch deutlich die Matratze im Gesicht klebte. Seine SMS von heute früh um halb 7 ("Macht mich nachher bitte wach, ich will unbedingt mitkommen!") blieb ungehört, denn er war einfach nicht wach zu kriegen. Doch zumindest werde ich den Text hiermit auf jeden Fall zum Spruch des Tages küren.

Trotzdem war heute eigentlich Morgenstern's Tag, denn er versuchte sich daran, 5 Songs hintereinander einzuspielen. Na ja, wenn man schon einmal dabei ist... Nach dem vierten Song wurden jedoch schon die ersten "Dienstblasen" gezeigt und die Sticks begannen, zunehmend eher der Schwerkraft denn seinen Händen zu gehorchen. Aber ich werde ihn vorsichtshalber schon mal beim Guiness-Buch anmelden.

Heute ging es dann wirklich auch an den ersten Song und wir hatten auch gleich den ersten Gastsänger mit an Bord. Allzu viel kann ich euch natürlich noch nicht verraten, nur soviel: Der Song ist in Gälisch und gesungen hat ihn natürlich deshalb auch ein Ire. Vielleicht erkennt ihn ja jemand auf dem Foto. Von mirerfahrt ihr jedenfalls nichts...

Zum Schluss nun noch der Spruch des Tages, heute vom Letzten Einhorn:
"Okay, nicht jede Idee von mir ist wirklich gut!"

Studiotagebuch, 21.11.

Was das Tagebuchschreiben ja etwas kompliziert macht ist die Tatsache, dass ich über die eigentliche Arbeit an der Musik und den Texten kaum etwas schreiben kann. Schließlich soll die neue CD ja auch etwas überraschen und ich will die Diskussionen im Vorfeld, wie sie denn nun werden wird, auch nicht unnötig anheizen. Lasst euch also überraschen - wir tun es schließlich auch!

Nur so viel: Alle bereits schon scheinbar fertigen Stücke und Texte werden noch einmal ausgiebigst getestet, denn wie schon gesagt: Aus irgend einem Grund kommen die besten Ideen immer erst ganz zum Schluss. Und manchmal kommen die guten Ideen sogar auch aus Ecken, in denen man sie gar nicht vermutet hätte. So glänzte Dr. Pymonte heute mit einer Textvorlage, genau genommen war es sogar schon seine zweite. Manchmal geschehen wohl doch noch Zeichen und Wunder!
Ich habe heute die wohl einzigen Sonnenstrahlen Nordrhein-Westfalens genutzt, um mal ins Dorf zu wandern, in der trügerischen Hoffnung, dass mich unterwegs die Muse küssen würde und mir noch ein paar Textzeilen schenkt. Leider tat sie es nicht, da sie wohl vom Meckern der Ziegen und vom Kläffen der Dorfköter verscheucht wurde. Das Ergebnis hätte wohl auch eher nach "Animals" von Pink Floyd geklungen - komischerweise eine meiner Lieblingsplatten - und das als ausgesprochener Hundefeind!
Am Abend war es dann endlich so weit und ich konnte ein paar Basslines einspielen. Dazu bin ich ja schließlich da. Und Pymonte übte auch schon mal.

Studiotagebuch, 22.11.

Guten Morgen, liebe In Extremo-Gemeinde! Ein Blick hinaus lässt mal wieder verzweifeln und der Gedanke, den ganzen Tag das Bett nicht verlassen zu müssen erscheint heute gar nicht so abwegig... Dr. Pymonte ("Nur der frühe Vogel fängt den Wurm!"), ja sonst auch eher ein Freund der kurzen Nächte, startete heute seine Testphase zur Erforschung des Extrem-Schlafes. Denn nicht nur die besten Ideen kommen ja immer erst zum Schluss, nein, sie kommen einem ja bekanntlich auch im Schlaf. Dieses Foto entstand jedenfalls gegen 17:30 Uhr. Ich hatte ihn eigentlich gebeten, uns all seine Tattoos zu zeigen, aber das ging ihm, trotz extremer Schlaftrunkenheit, dann doch zu weit. Schade eigentlich, aber auch in dieser Sommerkollektion weiß er natürlich zu begeistern.

Aber auch das Einhorn war heute sehr begeistert vom Wetter (vielleicht ja auch von meinen Basslines, die ich parallel im selben Raum gerade einspielen musste?) und blockierte hartnäckig die Studiocouch, bis der Blitz aus der Kamera ihn hochschrecken ließ. Aber keine Angst: Arbeiten tun wir schon auch noch! Aber die Zeitverschiebung lässt grüßen...
Ich hatte euch ja gestern gebeten, ein paar Fragen zu schicken. Und siehe da, die ersten kamen schon kurz danach. Ich werde mir jetzt mal ein paar raussuchen:
Wie wir untergebracht sind, wollte jemand wissen. Also, die Studios befinden sich in einem riesigen umgebauten Gehöft, mitten auf dem Feld, wie es hier im Münsterland oft zu finden ist. Die Studios befinden sich in der unteren Etage, in der oberen ist die Küche, ein riesiger Aufenthaltsraum und unsere Zimmer. Es ist wie in einem Hotel. Und wir gehen uns natürlich über die lange Zeit auch nicht auf die Nerven, keine Angst, ich glaube, dazu kennen wir uns zu gut. Und die langen Touren im Nightliner haben ja auch abgehärtet, so dass jeder inzwischen mit den Macken des anderen umgehen kann. Es ist eben wie bei einem alten Ehepaar... Das größte Schlachtfeld ist natürlich immer die Küche - ein wahrer Männerhaushalt eben. Und auch die Pizza-Versorgung klappt hervorragend, sie hat nur den entscheidenden Nachteil, dass ich Pizza wirklich hasse...

Was passiert eigentlich mit den Songs, die es nicht auf die CD schaffen? Wir sind natürlich noch lange nicht so weit, aber es ist natürlich klar, dass man möglichst ein paar Songs mehr macht, um sie später auf Singles zu veröffentlichen (die sogenannten B-Seiten - das war beim letzten Album z.B. die "Königin"). Und es gibt natürlich auch immer wieder ein paar Stücke, mit denen sich hinterher nicht alle identifizieren können - die verschwinden dann natürlich im Nirvana, wo sie niemand mehr finden kann...

Studiotagebuch, 23.11.

Ja, vielen Dank noch einmal für eure vielen Fragen. Ich will mal sehen was sich da machen lässt... Gestern fanden nun auch endlich Flex und Yellow dieses kleine Nest auf der Landkarte und wurden gleich voll in die Aufnahmen eingespannt. Mit gefangen - mit gehangen! Und da kann ich auch schon gleich die nächste Frage beantworten: Alle Spuren werden einzeln aufgenommen und das ist auch eher die Regel. Einerseits hat das natürlich mit den Mikrofonen zu tun, denn jedes Instrument wird ja mehrfach abgenommen. Beim gemeinsamen Aufnehmen würde man keine "sauberen" Spuren erhalten, da Mikrofone ja auch "übersprechen". Es gibt sicherlich noch viele andere Gründe, aber das führt wohl zu weit.

Die meistgestellte Frage war die nach der Entstehung unserer Songs. Okay, ich will es mal versuchen: Im Gegensatz zu vielen anderen Bands legen wir großen Wert darauf, unsere Songs gemeinsam entstehen zu lassen. Es ist natürlich klar, dass nicht jeder bei jedem Song den gleichen Anteil hat, aber das spielt bei uns eigentlich keine Rolle, denn nur die vielen kleinen Puzzleteile ergeben irgendwann einmal den fertigen Song, mit dem alle zufrieden sind. Jeder von uns hat da seine speziellen Vorlieben: Einhorn, Dr. Pymonte und ich kümmern uns oft um die Texte, der Lange um die Gitarrenriffs und die "Dudelsackfraktion" um die Melodien. Das hat sich im Laufe der Zeit so ergeben, soll aber nicht heißen, dass es nicht auch einmal anders herum passiert. Wir haben keinen einzelnen Songschreiber in der Band, aber vielleicht ist es ja auch gerade das, was In Extremo im Endeffekt ausmacht? So kommt es dann,dass in den meisten Fällen zu lesen ist: Musik und Text: In Extremo.

Der Albumtitel ist ein Kapitel für sich: Der entstand in der Vergangenheit meist weit nach Abgabetermin des Grafikers und hat schon so einigen von ihnen Nervenzusammenbrüche und Herzinfarkte gekostet. Das wird sich wohl auch so schnell nicht ändern, diese Macke haben wir wohl alle gemeinsam!
Die interessanteste Frage heute war allerdings: Was würdet ihr tun, wenn ihr für 2 Stunden Frauen wärt? Schwieriges Thema, aber hier im Studio wäre es eigentlich ganz praktisch, dann könnten wir ein paar der backing vocals selbst einsingen und hätten obendrein einen ziemlich preisgünstigen Chor - der zu allem Überfluss sicherlich auch noch mit unglaublicher Schönheit und Eleganz gesegnet wäre. Gar keine Frage!

Studiotagebuch 24.11.

So, da bin ich wieder! Und heute gab es zum ersten Mal keine Pizza, nein, denn der Morgenstern hat für alle lecker gekocht! Es gab einen riesigen Topf Gemüsesuppe und ich soll an dieser Stelle auch noch einmal extra betonen, dass Dr. Pymonte mindestens 3 Kartoffeln davon selbst geschnitten hat! Wie gesagt, es war keine Kartoffelsuppe, nur um mal das Verhältnis klar zu stellen! Und ich hoffe, er hatte sie nicht vorher auch noch markiert wie eine Voodoo-Puppe...

Da der Morgenstern und ich heute nicht allzu viel zu tun hatten, haben wir kurzerhand das Forum zum Chat umfunktioniert. Irgendwie mussten wir ja seine Neuanmeldung gebührend feiern, oder? Bei diesem Foto haben wir im übrigen auf den Selbstauslöser gedrückt, deshalb auch der etwas gequälte Ausdruck. Aber wahre Freunde sind eben durch nichts zu entstellen, oder?

Okay, dann mal wieder zu einigen eurer Fragen. Ihr habt mich ja förmlich zugeschüttet, vielen Dank noch einmal! Ich werde es natürlich nicht schaffen, alle zu beantworten, dazu war das Tagebuch natürlich eigentlich auch nicht gedacht. Aber ich gebe mir Mühe:
Was würdet ihr lieber tun als im Studio zu sein? Okay, mal abgesehen von den wirklich schönen Dingen des Lebens die nichts mit Musik zu tun haben (die soll es ja wirklich geben!), wären wir schon ganz gern wieder auf Tour - aber ein neues Album muss eben auch wieder ran. Und da wir schon mal beim Thema sind: Wir haben für das Frühjahr eine Auslandstour geplant und werden auch ein paar Konzerte in Deutschland spielen, um die neue CD vorzustellen. Daneben wird es noch ein paar Aktivitäten geben, die ich euch noch nicht verraten will. Nur soviel: Es wird In Extremo zum Anfassen geben! Und auch auf dem einen oder anderen Feuertanz Festival werden wir wohl zu sehen sein, bevor dann im Herbst die richtige Tour folgt. Singles und Videos wird es natürlich auch geben, doch dafür ist es ja jetzt noch etwas früh.

Es wird auf der neuen CD auch mehr eigene Songs geben als bisher, ebenso auch ein paar neue Instrumente. Mal abgesehen von Bastis Gitarrenarmada hat Yellow viele neue Dudelsäcke, in anderen Stimmungen als bisher und wir sind in unseren Harmoniefolgen nicht mehr so eingeengt - und Marco wird eine Uilleann-Pipe spielen. Auf dem Foto versucht er allerdings gerade, seinen Dudelsack mit dem Schlagzeug zu verbinden - ich glaube relativ erfolglos! Und wir entscheiden natürlich alle gemeinsam, welche Songs auf die CD kommen. Und die Erwartungen an die Chatplazierung? Du liebe Güte - ich hoffe doch auf eine recht gute, oder? Und natürlich wird es auch wieder viele kontroverse Debatten mit den Fans geben, das ist doch normal. Das war ja nicht erst bei "7" so, ich hatte ja mal versucht, darauf im Buch "Spielmannsfluch" einzugehen. Jede Band hält naürlich ihr neuestes Werk für das gelungenste überhaupt (es steckt ja auch immerhin viel Arbeit, viele neue Ideen und auch viele neue Erfahrungen mit drin), und natürlich brauchen die Hörer immer auch etwas Zeit, um sich mit neuen Tönen anzufreunden. Wir freuen uns darauf, das gehört einfach dazu.

Den Spruch des Tages kann ich heute mal wieder nicht anbringen - sowas kommt halt oder auch nicht. Aber dafür will ich zum Schluss noch auf eine ganz andere Frage eingehen: Welcher Song von In Extremo ist eurer Meinung nach der schlechteste?
Ihr werdet überrascht sein: Es ist "Der Rattenfänger", ich glaube, da kann ich für alle Bandmitglieder sprechen. Eigentlich ein ganz cooler Song, der aber von uns ganz anders gedacht war. Leider haben wir damals, aus welchen Gründen auch immer, auf den tollen Rat unserer damaligen Produzenten gehört.... Das Ergebnis hat uns den Song jedenfalls dermaßen verhasst gemacht, dass wir ihn nur einmal live angetestet hatten - mit dem Ergebnis: Ab ins Bandnirvana!

Studiotagebuch 25.11.

Bin gerade wieder zurück aus der Sauna in Münster, aber irgendwie macht einem der extreme Omaüberschuss dort schwer zu schaffen. Ich glaube, der Altersdurchschnitt dort kratzt ganz gehörig an der 90er Marke und man weiß ehrlich gesagt nicht, wo man hinblicken soll - außer stur an sichherunter - aber diese verkrampfte Körperhaltung liegt ja auch nicht im Sinne des Erfinders. Und wenn man zusätzlich im angrenzenden Schwimmbad ständig den riesigen und sich äußerst langsam bewegenden Omabojen ausweichen muss, kann das auch sehr anstrengend sein. Das Becken ähnelte heute irgendwie der Hafeneinfahrt von Rostock-Warnemünde... Aber die Jogging-Alternative kann in dieser Gegend natürlich auch gefährlich sein, denn es ist Jagdsaison. Und hier wird ja bekanntlich auf alles geschossen, was sich bewegt. Auch wenn es keine Hirsche mit blauen Jacken und schwarzen Wollmützen gibt, so habe ich doch irgendwie ein komisches Gefühl dabei. Denn wenn man genau hinsieht, dann ähnelt das ländliche Münsterland irgendwie den Golan-Höhen, zumindest lässt die Anzahl der Hochstände und der Verteidigungsanlagen gegen die aggressiven Schwarzkittel und das menschenfressende Damwild nur diesen Schluss zu. Na dann, Weidmanns Heil!
Was gab es noch? Das Einhorn lässt sich einen Studio-Schnauzbart wachsen, was überaus bescheuert aussieht. Noch ist er nicht bereit, sich fotografieren zu lassen, aber ich werde den passenden Moment noch finden, versprochen! Und er wollte uns wirklich dazu überreden mitzumachen. Wir hatten das übrigens bei der letzten Produktion hier im Studio schon mal mit Vollbärten versucht. Wir wollten sie uns so lange stehen lassen, bis die Produktion zuende wäre. Es sah unglaublich bescheuert aus - leider gibt es keine Fotos, ich schwöre!
So, jetzt noch zu ein paar Fragen von euch. Nein, es gab noch keine Situation in der wir ernsthaft überlegt haben, uns zu trennen, das könnt ihr mir glauben. Aber es gab 2 wirklich große Tiefschläge, welche die Existenz der Band in Frage gestellt haben: Einmal Einhorns Feuerunfall in Mannheim und dann die Krankheit von Thomas dem Münzer. Und ein Jahr später lag ich ja dann wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus. Aber mehr darüber imBuch "Spielmannsfluch", wen es interessiert! Auch ein paar der schönsten Erlebnisse der Band sind dort nachzulesen - mit Fotos.

Ist eine Tour anstrengend und wie konditioniert ihr euch? Klar ist eine Tour anstrengend, aber richtig konditionieren tun wir uns nicht dafür. Das macht jeder mit sich selbst aus, aber zwischendurch bleibt ja auch immer noch etwas Zeit für die Sauna, eine Massage oder ein Gym. Ausgeschlafen wird allerdings erst nach einer Tour...

So, dann will ich euch auf dem letzten Foto auch noch einmal einen unserer beiden Produzenten vorstellen: Es ist Jörg Umbreit mit dem wir schon eine ganze Weile zusammen arbeiten - einer der die Macken von In Extremo voll im Griff hat. Seinen Partner Vince werde ich dann später "nachreichen".

Studiotagebuch 26.11.

Gestern morgen fand ich die folgenden und nun wirklich unübersehbaren Hinweisschilder an unserer Tür - und der Absender war auch nicht schwer zu erraten: Dr. Pymonte auf seinem morgendlichen Kontrollgang - und immer wieder auf kleine Scherze bedacht. Mal wird mit einem Euro-Stück gegen 6.00 Uhr lautstark geweckt oder es werden eben dezente Hinweise zur Gesundheitsvorsorge der Kollegen angepappt. Py leidet anscheinend unter Schlafstörungen, denn anschließend verkriecht er sich stets wieder in sein Bett und ward bis Mittag nicht gesehen - oder eben solange nicht, bis sich einer der Kollegen erbarmt, mit dem Auto zum Supermarkt zu fahren, um Frühstück mitzubringen. Ich muss wohl nicht betonen, dass dieser Job zu 99,9 % an mir hängen bleibt. Und es geht wirklich nichts über eine zärtliche Begrüßung der folgenden Art: "Haste schon wieder die Milch vergessen?"
Dann will ich noch wie versprochen zwei Fotos nachreichen. Zum einen das von unserem 2. Produzenten Vince ("... och, nicht schon wieder Fotos!"), der sich anscheinend hartnäckig weigert, berühmt zu werden. Zum anderen habe ich unsere beiden Bärtigen sogar im Doppelpack erwischt: Einhorn und Pymonte. Okay, Einhorns übler Schnauzbart hält sich bisher noch in Grenzen und ist noch ein gutes Stück von Wolfgang Petry entfernt, aber was nicht ist kann ja noch werden! Ich werde euch auf dem Laufenden halten.
Okay, dann werde ich mir mal wieder ein paar Fragen schnappen. Was habt ihr früher gehört und welche Bands waren prägend? Ich laube, dass kann ich nicht wirklich beantworten, denn wir sind 7 Leute die wirklich sehr unterschiedliche Musik hören. So sind natürlich auch die Einflüsse sehr unterschiedlich, was In Extremo letztendlich gut zu Gesicht steht, oder? Über Coverversionen denken wir deshalb auch nicht wirklich nach, obwohl es manchmal bestimmt lustig wäre. Aber irgendwie rechnen wir im Nachhinein unsere Version von This Corrosion" von "Verehrt und Angespien" auch nicht zu den großen Sternstunden von In Extremo - obwohl es live immer viel Spaß gemacht hat, das Stück zu spielen.

Dann gibt es immer wieder Fragen zu einzelnen Konzerten, Festivals oder den Orten, in denen wir mit der Tour Station machen wollen. Ich kann dazu wirklich noch nicht allzu viel sagen, denn unsere Planung ist noch nicht komplett abgeschlossen. Wir haben zumindest vor, im April eine kleine Europatour zu spielen. Wenn alles in Sack und Tüten ist findet ihr die Termine auf unserer Homepage.

Eine interessante Frage war ja noch, ob es Musiker und Bands gäbe, mit denen wir prinzipiell nicht zusammen arbeiten würden und ob es auch Dinge gäbe, die wir nicht tun würden, wie z.B. bei Stefan Raab aufzutreten. Es gibt natürlich immer Dinge, die sich von ganz allein verbieten, aber eigentlich haben wir keine Berührungsänste, Tabus oder Vorurteile.Das macht auch schon einen großen Teil von In Extremo aus, finde ich jedenfalls. So haben wir z.B. bei der letzten Produktion festgestellt, dass z.B. Paddy Kelly im Herzen genauso ein Spielmann ist wie wir - ob man ihn nun mag oder nicht. Er war sehr aufgeschlossen und unkompliziert. Und ähnlich erging es uns mit Thomas D. Wir werden auch in Zukunft erst einmal Dinge ausprobieren. Ich denke, Offenheit gehört zum Musikmachen dazu und ich bin heilfroh, dass wir sie uns bisher bewahrt haben. Dieselbe Situation gab es ja nach unserem Auftritt bei VIVA, der uns im Vorfeld auch einige Bauchschmerzen beschert hatte. Es war sehr lustig, dass nach den Auftritten der versammelten Popsternchen die Redaktion ankam und sagte: "Geil, endlich mal wieder eine RICHTIGE Band!" Und darum geht es doch, oder?

Studiotagebuch 27.11.

Yellow ist irgendwie zu kurz gekommen, Entschuldigung. Auf meiner hartnäckigen Suche nach willigen Fotoopfern kann ich das nun aber endlich einmal nachholen. Sorry. Auf der anderen Seite ist das Fotografieren ja eine ähnlich anstrengende Unternehmung wie das Tagebuchschreiben. Es kostet ja wirklich immer große Überredungskünste - das hätte ich vorher nicht gedacht - und ich in der Rolle des Bild-Paparazzis gefalle mir auch nicht besonders, wirklich.

Basti hatte heute seinen Großkampftag und war sichtlich genervt von meinen Schnappschüssen. Ich tue ihm mal den Gefallen und versenke sie tief in der In Extremo-Fotosammlung. Aber gelöscht wird nichts, das habe ich ihm versprochen. Vielleicht kann man es ja doch noch einmal gebrauchen...

Gegen 19.00 Uhr hatte aber Basti auch wieder bessere Laune. Es lag aber mehr am Auswärtssieg von Hertha BSC in Wolfsburg, bei dem Marcelinho alle 3 Berliner Tore produzierte. Endlich! Der Fußballgott ist zurück in Berlin! Wir haben ja nicht allzu viele Fußballfans in der Band, außer Basti und mir (jeweils Hertha - aber eigentlich Union Berlin - leider zieren die gerade jenseits irgendwelcher Fernsehübertragungen den vorletzten Platz der Regionalliga) und Dr. Pymonte, dessen Herz für Hansa Rostock schlägt. Leider haben die gestern den neuen Rekord von acht verlorenen Heimspielen in Folge angeboten, so dass Pymonte um 20.00 Uhr (!!!) bereits frisch geduscht mit denWorten: "Ick geh jetzt ins Bett!" in den Aufenthaltsraum kam. War natürlich nix, denn weit nach Mitternacht war er immer noch unterwegs.

Marko verzog sich derweil in die kleine Regie und versuchte ebenfalls einen Rekord zu brechen: Den im Dauer-Drehleierspiel! Ich weiß gar nicht, ob es so etwas überhaupt gibt, aber zumindest hängt die Latte jetzt mit ca. 8 Stunden ununterbrochenem Gedudels ziemlich hoch.
Okay, eine Frage noch zum Schluss: Mit welchem Charakter aus einem Song von in Extremo könnt ihr euch am besten identifizieren? Vielleicht trifft es ja "Der Spielmannsfluch" einigermaßen, zumindest hat unser Umherziehen als Musiker ja auch vieles gemeinsam mit dem Tun der damaligen Spielmänner. Zu diesem Thema wird es auf der neuen CD aber auch noch etwas geben - zumindest ist es höchstwahrscheinlich!

Studiotagebuch 28.11.

So, um heute meinen eigenen fotografischen Nachstellungen aus dem Weg gehen zu können, gibt es kurzerhand Selbstportäts. Doch das soll jetzt natürlich nicht zur Gewohnheit werden - die Fürsorge der Kollegen steigert sich inzwischen bis zur Unermesslichkeit. Doch da heute ohnehin Basstag war mal eine kleine Ausnahme. Keine Ausnahme jedoch ist, dass der Kühlschrank mit gähnender Leere überzeugt und wir zum späten Abend noch eine halbwegs gut sortierte Tankstelle hier in der Nähe anlaufen mussten. Bei strömendem Regen versteht sich - um gute Laune zu bekommen, sollte man den Blick aus dem Fenster hier tunlichst vermeiden. Und auch das Angebot der Dorftanke ließ arg zu wünschen übrig, denn außer einem Kasten Bier ließ sich dort partout nichts Nahrhaftes finden.
So blieb es denn bei leckeren Pizzaresten, die ich hier mal wie rein zufällig fotografiert und zu einem grandiosen Ensemble zusammengestellt habe. Und die Frage lautet natürlich: Was ist härter, der Bass oder die leckere Spinat/Salami-Kombination aus dem vergangenem Jahrhundert? Ein wahrhaft "mittelalterlicher" Genuss! Und ich will noch einen Schritt weiter gehen: Welches der drei hier abgebildeten Stückchen Holz ist schwärzer und ist nicht in Quarten gestimmt?

Damit kann ich ja auch hoffentlich gleich die Frage klären, ob man hier zu- oder abnimmt! Momentan geben sich gerade 2 Tetrapacks Buttermilch, ein komisch aussehender Teewurst-Rest, 4 (!!!) Flaschen Ketchup der verschiedensten Geschmacksrichtungen, eine Tube Senf , 5 Eier und eine Packung Mohrrüben ein Stelldichein. Ich weiß, die gewandte Hausfrau würde auch daraus ein reichhaltiges Gericht für 7 Personen zaubern können, aber wir geben es für heute Abend auf!
Immerhin haben wir ja noch einen Kasten Bier!

Studiotagebuch, 29.11.

Heute war mal wieder Gästetag, aber zuvor waren Pymonte, Yellow und ich noch auf Einkaufstour in Ibbenbüren - wieder einmal mehr. Und wir blieben natürlich peinlicherweise auch nicht unerkannt und mussten zur Strafe einem Schreibtisch unterschreiben, der irgendwann einmal für einen guten Zweck versteigert werden soll. Was weiß ich denn... Wir sind das Unterschreiben ja gewohnt, oder? Autogrammkarten, Eintrittskarten, Steuererklärungen - nun kam eben noch ein Schreibtisch hinzu. Jeden Tag eine gute Tat.
Und, wer ist unser 2. Studiogast? Ich bin ja mal gespannt wer es errät. Doch ehrlich gesagt bin ich am meisten auf die Fehlermeldungen gespannt. Na dann los! So schwer dürfte es ja nicht sein.

Nachdem für heute alles eingespielt war, kamen noch weitere Gäste ins Studio, nämlich zwei Vertreter unserer Plattenfirma, die sich unser lustiges Treiben hier mal ansehen und vorallem auch anhören wollten. Dann gab es noch ein leckeres Gelage, was unser Chefkoch Morgenstern einmal mehr anrichtete. Und was natürlich bis weit über Mitternacht ausuferte. Deswegen ließen sich dann auch die meisten der Kollegen erst gegen Mittag blicken: "Wat' n? Is ja schon hell! Mach mal eener bitte das Licht aus!"
Doch der krönende Spruch des Tages kam heute von einem unserer Produzenten gegen Mitternacht: "Was ist der Unterschied zwischen einem Stier und In Extremo? Der Stier hat seine Hörner vorn und sein Arschloch hinten!"
Ich lasse das mal unkommentiert, oder? Und wir lieben ihn ja trotzdem!

Studiotagebuch 30.11.

Machen wir es kurz: Nach fast 3 Wochen Studioarbeit gab es heute einmal fast so etwas wie einen off day, zumindest was die eigentlichen Aufnahmen anging, obwohl die Dudelsackfraktion zum späten Abend hin dann doch noch einmal ran musste. Den heutigen Tag nutzten wir für eine Besprechung mit unserer Bookingagentur "Extratours", um für das nächste Jahr planen zu können. Welche Festivals werden gespielt, welche Tourdaten wird es geben, welche Orte im Ausland sind uns wichtig? Das muss ja auch mal sein und deshalb kann ich heute wenig Spektakuläres aus dem Studioleben berichten.
Irgendwie vergisst man hier, nach fast 3 Wochen, die Uhrzeit und sogar die Wochentage. Aber keine Angst, noch gehen wir uns nicht auf die Nerven, da müsste schon Schlimmeres passieren
Aber einen riesigen Geheimtipp habe ich heute noch von Dr. Pymonte erhalten, um die Ernährungsfrage in dieser Band ein für alle mal zu klären: www.max-moritz.com

Studiotagebuch 1.12.

Heute war hier im Studio ein erstes Treffen mit Journalisten geplant. Es gab Interviews, Interviews, Interviews und noch mal Interview, ein paar Fotos und auch die ersten Songs zu hören. Das Treffen hatte nur den entscheidenden Nachteil, dass In Extremo zum FRÜHSTÜCK eingeladen hatte, eine Sache, die sich eigentlich von selbst verbietet. Keine Ahnung wer dieser Idee zugestimmt hatte, anscheinend waren das jedoch dieselben, die sich zur verabredeten Zeit noch im Tiefschlaf befanden. Frühstück heißt bei uns ja bekanntlich eher spätes Mittag, doch 12.00 Uhr Mittags ist für die Band eine extrem unchristliche Zeit. Also war es wieder mal an mir, zum Wecken zu blasen...
Nachdem das Gröbste getan war, ertönte für Dr. Pymonte und unseren Freund Wolf-Rüdiger Mühlmann vom "Rock Hard" auch schon der Gong zur ersten Runde - Kampftrinken über die volle Distanz. Rein vom Kampfgewicht der beiden Kontrahenten her, lagen die Vorteile eindeutig auf Pymontes Seite. Das sahen auch die Münsteraner Buchmacher nicht anders. Hätte der sichtlich bemühte Mühli allerdings die Tiefschläge in der 4. und 5. Runde gekonnter weggesteckt, etwa durch gezielteres Abducken (oder heimliches Wegschütten) und hätte er über die gesamte Distanz eher auf Punkte denn auf einen vorzeitigen K.O. seines Widersachers gesetzt, wäre ich jetzt Millionär und müsste keine CDs mehr einspielen. Aber wie so oft: Das Leben ist einfach ungerecht.

Studiotagebuch 2.12.

Die Nachwirkungen des gestrigen Treffens mit den Journalisten blieben natürlich nicht folgenlos, jedenfalls schaffte es die Band es mal wieder, die Arbeitszeit deutlich nach hinten zu verlagern. Der Lange war allerdings in dieser Hinsicht am professionellsten - er kam ins Studio, spielte kurz seine Gitarrentracks ein und ging wieder schlafen. Aber natürlich nicht bis zum nächsten Tag, irgendwann ließ er sich dann auch wieder blicken - bei uns geht es dann immer bis weit in die frühen Morgenstunden. Und der Lange gehört bei uns definitiv zu den Musikern mit der längsten Standfestigkeit.

Yellow und Flex sind inzwischen sicherlich auch in Berlin angekommen, sie wollten sich beide mal eine kurze "Geburtstags-Auszeit" gönnen, während wir derweil, mal ganz ohne "Sackterror"  an den Gitarren- und Schlagzeugspuren arbeiten wollten.

Dann hab ich ja wieder mal ein bisschen Platz um ein paar Fragen zu beantworten: Was macht ihr, um euch nicht auf die Nerven zu gehen? Kurz gesagt: Gar nichts! Oder doch: Hin und wieder fährt mal jemand von uns nach Hause oder sonstwohin. Es macht ja auch nicht viel Sinn, wenn alle immer zusammen im Studio sitzen und im Prinzip nur einer was zu tun hat. Das Einhorn hat es da mit der Heimreise am besten getroffen, ich leider mit großem Abstand deutlich am schlechtesten.
Wie verteibt ihr euch die Zeit, geht ihr irgendwo hin? Nein, ehrlich gesagt nicht. So richtig kommt man auch nicht dazu, wenn man konzentriert arbeiten will. In dieser Beziehung hat ja der Hof hier schon seine Vorteile: Es ist nicht einfach, unerkannt zu fliehen. Unser Alcatraz im Münsterland sozusagen.
Dann gab es noch die Frage nach den Kameramännern, die wir während unserer Konzerte im Sommer fast ständig mit dabei hatten und was wir mit dem Material vorhaben. Einen wirklichen Plan haben wir noch nicht, aber es wird ja bestimmt irgendwann noch einmal eine DVD geben, für die wir jetzt schon mal eine Menge Material gesammelt haben.

Studiotagebuch 3.12.

Heute mal ausschließlich Fotos vom Einhorn, der bis in die tiefe Nacht einsingen wollte. Es war ihm irgendwie ein "innerer Parteitag", da wir kurzerhand gestern Morgen gegen 4.00 Uhr, also eigentlich ja auch heute, noch einen schönen Song "erfunden" haben. Wie gesagt, trotz aller Vorbereitung passiert das meiste bei uns so kurz vor Toresschluss. Eine etwas merkwürdige Arbeitsweise, aber wir fühlen uns ganz gut dabei. Morgen und übermorgen wird im Studio erstmal nichts passieren, jedenfalls nichts von musikalischer Bedeutung. Mal sehen was sonst so abgeht: Falls hier irgendwelche Stierkämpfe auf der Weide vor dem Haus, spektakuläre UFO-Sichtungen oder ein überraschender Sieg des SV Eintracht Ottmarsbocholt gegen den Verein für Leibesübungen Senden stattfinden sollte, dann lass ich euch daran teilhaben. Obwohl - in Münster ist am Wochenende ja Erotikmesse, vielleicht machen wir ja einen Ausflug mit den restlich verbliebenen Mitgliedern. Und vielleicht kann man sich dort ja zu neuen Textideen animieren lassen...
Die Aktion mit den Studiobärten hat sich irgendwie beim Einhorn dann doch nicht so durchgesetzt- schade irgendwie. Ich hatte mich schon auf die Fotos gefreut.
Zum Schluss will ich mal noch die Frage nach "In Extremo zum Anfassen" beantworten. Wir haben natürlich für den Mai eine kleine Tour geplant, die sich vornehmlich auf Burgen abspielen wird - zumeist am Wochenende. Dazwischen werden wir kleine Partys organisieren, auf welchen wir dann auch anwesend sein werden. Also mehr oder weniger zum Anfassen. Wir werden uns gegebenenfalls zu wehren wissen  Wann und wo das genau sein wird, erfahrt ihr allerdings erst im nächsten Jahr. Es ist noch nicht alles in Sack und Tüten! Und ihr könnt natürlich eure Knetfiguren und Voodoo-Puppen, wie im Forum bereits an einigen Stellen plastisch demonstriert wurde, gern mitbringen. Vielleicht stellen wir mal ein Bandfoto zusammen, oder?

Studiotagebuch 6.12.

Ja, das Wochenende auf dem Land... Deswegen schicke ich euch heute mal zwei Bilder von der Aussenansicht unseres Studios - nicht dass ihr etwa denkt, wir nehmen heimlich in Berlin auf, gehen am Abend schön in die Klubs und ich denke mir am nächsten Morgen hanebüchene Geschichten für euch aus. Nee, ihr kriegt nix als die nackte Wahrheit, jedenfalls fast...
Was kann es denn Schöneres geben, als im Regen und mit dicker Winterjacke, die nach 10 Minuten schon klatschnass und vollgesogen ist, spazieren zu gehen? Oder einen Bummel durch die Münsteraner Innenstadt zu machen, wo schon wildgewordene Kohorten von aggressiven Radfahrern auf ahnungslose Fußgänger lauern. Oder ein bisschen Adventsgebimmel bei Nieselregen, Zuckerwatte und Bratwurst? Irgendwie waren die Alternativen nicht wirklich alternativ - und auch der Besuch der Erotikmesse hätte alles wohl nur noch schlimmer gemacht, meinte Py jedenfalls und ging wieder ins Bett. Blieb noch die Variante Selbstgeißelung - also ging ich wenigstens ins Tattoo-Studio hier in Münster und vertrieb mir die Zeit dort bis zum Beginn der Bundesliga. Na, wenigstens etwas: Hertha kann wieder Tore schießen, wenigstens ein kleiner Lichtblick am trüben Dezemberhimmel.

Abgehakt! Am Montag ging es dann wieder ausgeruht (wir hatten ja genug Zeit) an die Studioarbeit. Ein paar Ideen und "Baustellen" mussten dringend noch gesichtet werden, bevor die Dudelsäcke die Takes schließlich bekommen würden. Flex und Yellow erholten sich derweil ja noch von ihren wohl strapaziösen Geburtstagspartys in Berlin.

Ich begann zwischendurch schon mal mit einem vorsichtigen "Probepacken" meines Koffers, denn ich werde mich wahrscheinlich am Freitag früh auf den Weg zurück machen. Ganz vorsichtig, aber schon nach dem ersten Teil merkte ich, dass das wohl wieder nichts wird - wie jedes Mal. Auf unserer 4-wöchigen Amerika/ Mexiko-Tour habe ich es ja geschafft, nur mit einer Aldi-Tüte einzureisen, aber auch in Asien steht ja irgendwie Weihnachten vor der Tür. Gott sei Dank aber haben die netten Damen beim Check In von Malaysia Airlines immer ein großes Herz für tolle Geschichten und schauen an der manchmal unglaublichen Gewichtsanzeige scheinbar unauffällig vorbei.
Aber es kommen ja noch ein paar Studiotagebuchblätter bis dahin und mal sehen - vielleicht lasse ich mich von Malaysia aus ja auch noch zu einem klitzekleinen "winke winke!" hinreißen...

Studiotagebuch 7.12.

Heute kann ich mal wieder einen kleinen Rekord vermelden: Unser Amsterdamer Import-Gitarrist schaffte es gestern, ohne Pause versteht sich, bis 17:30 Uhr durchzuschlafen. Alle Achtung! Wir hatten aber auch ohne den Langen noch genügend zu tun, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Dann mussten wir ihn leider wecken - und zwar aus dem Tiefschlaf!
Später am Abend bekamen wir dann noch Besuch von Jürgen, dem Chef der Münsteraner "Teufelsküche", der uns seine neuesten Kollektionen an Stiefeln und Schuhen hier bei uns im Studio vorstellte. Es hatte schon einen kleinen Touch von einem Tupperware-Abend (die Hausfrau erinnert sich an dieser Stelle gern), doch auf meine Frage nach Heizdecken musste er leider verneinen. Ich hätte mich gern schon ein bisschen auf höhere Außentemperaturen eingestellt - es wird leider nichts. Schade.
Okay, das hier wird dann auch mein vorletztes Studiotagebuchblatt werden, da ich am Freitag wieder nach Hause fliegen werde. Und ich glaube es wird mir sehr schwer fallen, am Wochenende bei 35 Grad unter einer Palme zu sitzen und etwas über den vergangenen Donnerstag im Studio zu schreiben. Dafür gibt es dann bestimmt ein kleines Resumee am Anfang nächster Woche, okay?
Also dann werde ich mal zu den letzten noch offenen Fragen greifen: Was würdet ihr tun, wenn ihr keine Musik machen würdet? Okay, ich kann eigentlich nur sagen, was wir auf keinen Fall machen würden: Einer geregelten Arbeitszeit nachgehen,  wahrscheinlich jedenfalls. Denn im Zusammenhang mit der nächsten Frage (Was würdet ihr machen wenn ihr Götter wärt?), würden wir höchstwahrscheinlich genau diese beiden Dinge auf angenehmste Art und Weise zu verbinden wissen. Und auf die 3. Frage (Was würdet ihr machen wenn euch jemand ins Mittelalter schicken würde?) kann ich nur spekulieren. Ich jedenfalls würde auf der Stelle wieder umdrehen! Oder stopp!! Ich würde vorher unbedingt noch ein paar Erfindungen machen und das Patent darauf anmelden, da ja auf die Rentenkassen heutzutage eh kein Verlass mehr ist. Als erstes würde ich natürlich das Kondom erfinden (unter der Voraussetzung, dass der Alkohol schon erfunden ist), dann würde der CD Player kommen (inklusive der CD versteht sich), knapp gefolgt vom Handy. Das sollte passen, auch die Reihenfolge geht so völlig in Ordnung. Und jetzt hoffe ich nur noch, all eure Vorurteile und Sehnsüchte bezüglich des wilden Musikerlebens in einem einzigen Satz bestätigt zu haben. Halt! Der wichtigste Spruch von Ian Dury & The Blockheads fehlt ja noch: Sex & Drugs & Rock'n'Roll... In diesem Sinne grüßt der Kay

Studiotagebuch 8.12.

So, mal schnell die Black Crowes an den Start gebracht und das vorletzte Tagebuchblatt geschrieben. Kennt denn jemand "Wiser Time" von denen? Was für ein Song! Ich glaube, der hat ab jetzt einen Platz in meinen ewigen Top Ten... So, und nun ist es auch raus: Ich höre fast gar keine Mittelaltermusik - dafür sind die anderen bei uns zuständig !
Der Mittwoch fällt hier rein nahrungstechnisch immer etwas aus dem Rahmen, da im Nachbarort Senden wieder Max & Moritz aufgeschlagen sind. Ich hatte ja in der letzten Woche schon mal den Link zu dieser überragenen Webadresse geschickt. Morgenstern & Pymonte haben sich hier als die Hühnerspezialisten geoutet und wählen sorgsam das Sortiment für unsere Großbestellung aus. Aber bis auf das Hühneressen habe ich hier trotzdem 5 Kilo im Münsterland gelassen. Also wer von euch Gewichtsprobleme hat: Hände weg von "Brigitte" & Co und den vielversprechenden Schlankheitskuren. Nehmt einfach eine CD auf, das kommt entschieden besser. Und wer kein Instrument beherrscht, der kann sich ja bei einer Casting Show bewerben wie unser Roadie Pet. Ich glaube, der hat Pop Stars sogar gewonnen, oder? Na gut, dann haben wir im nächsten Jahr wahrscheinlich einen Roadie weniger. Wir müssen ja alle den Gürtel etwas enger schnallen, wie unser Bundeskanzler nicht müde wird zu betonen...
Gestern am Abend fanden dann auch Flex und Yellow wieder aus ihrem Erholungsurlaub zurück in den Schoß der Familie. Okay, geben wir ihnen noch ein paar Stunden Eingewöhnungszeit.
Fast nebenbei ist dann gestern, mit Hilfe einiger Caipirinhas (der Morgenstern kann nicht nur kochen!) ein In Extremo-Text entstanden und ich schwöre, dass an diesem Text jeder eine Aktie hat. Wirklich sehr lustig, jeder durfte ein paar Zeilen abgeben. Hoffen wir mal, dass er uns morgen auch noch gefällt - kann man ja nie wissen. Aber zumindest war dieser eine wirkliche Gemeinschaftsarbeit - inklusive unseres Produzenten Vince.
Zum Abschluss dann noch ein lustiger Link zu einem Video, den mir Kaenga gestern Nacht noch geschickt hat. Wir haben uns das jedenfalls zu fortgeschrittener Stunde auf dem Studiorechner gegeben und haben vor Lachen auf dem Boden gelegen:

www.labi-berlin.nubb.dfn.de/pr_ergeb/multimedia/zwischenzeit/manchmal.htm

Danke Kaenga für diesen Joke! Und für euch: Ich bin ja mal gespannt, wen ihr darauf erkennt.